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Flora


Thomas Träger: Die Eichen sind 200 – 300 Jahre alt, sie vertrugen das stehende Wasser nicht und starben letztes Jahr. Man sieht noch die Angsttriebe.

 

Orchideen

Thomas Träger:Die tiefer gelegene Wiese rechts davon war eine echte Orchideenwiese – ein Traum! Sie können sich heute nicht mehr vorstellen, was sich da noch vor ein paar Jahren getummelt hat: Frösche, Aale – sie kamen aus dem Königsgraben – wenn ich da gemäht habe, kamen 20 Störche, sogar zwei Schwarzstörche waren dabei.

 

 

Giftpflanzen im Vormarsch

 

Hahnenfuss
Caroline Träger: Die Bedingungen im Boden brauchen sich nur minimal verschieben, schon haben die Gräser Nachteile und werden verdrängt von zweikeimblättrigen Pflanzen wie Hahnenfuss.
Weil einige Pferde allergisch reagierten, können wir zwei Wiesen wegen Hahnenfuss gar nicht mehr nutzen. Die Füsse der Pferde schwellen an – eine phyto-allergische Reaktion einerseits durch die Einnahme aber auch durch den Hautkontakt. Dann platzt die Haut und sie bekommen eine Art Mauke.

Aber auch im Heu ist Hahnenfuss giftig, er ist sogar noch gefährlicher; bei einer Stute führte das zu Erblindungserscheinungen, der Augendruck erhöhte sich und das Auge wurde trüb.
Der Hahnenfuss wurde erst seit 5 Jahren zum Problem, wir beobachten auf den Feuchtwiesen eine Verschiebung zu Pflanzen mooriger, feuchter Standorte, Pflanzen, die es hier vor einigen Jahren noch gar nicht gab, beispielsweise das hochgiftige Johanniskraut, das wir von Hand jäten müssen.
Einerseits wollen wir nicht soviel nachmähen, aber es besteht die Gefahr, dass die Pferde dann, wenn das Gras weg ist, auch Hahnenfuss fressen.

Wiesenbrüter

Oderbruch
Die andauernden Vernässung grosser Flächen des Oderbruchs hat den Tierbestand dort stark verändert, berichtet die MOZ: “Der Fasan ist stark rückläufig. Das Rebhuhn ist verschwunden, das hatten wir früher regelmässig und stabil im Bruch. Seit 1970 wird es nicht mehr bejagt, und trotzdem ist es verschwunden. Ebenso die Bekassine,” sagt der Vorsitzende des Hegerings Zollbrücke, Otto Kurth. Hingegen nehmen Füchse und Marderhund zu sowie das Schwarzwild. “Besonders krass haben die Bodenbrüter unter der Vernässung zu leiden (..) Ich finde es scheinheilig, wenn manchmal zum Vogel des Jahres ausgerufen werden, wie die Feldlerche. Die ist fast verschwunden, dafür breiten sich schwarmweise die Krähen und andere Rabenvögel aus, die gerne die Gelege der Bodenbrüter fressen. Wir beobachten an den Siedlungsrändern massenhaft Elstern.”

 

Tremsdorf
Thomas Traeger: Hier sehen wir einen der letzten Wiesenbrüter (ein Fasan fliegt auf) einer von Hunderten, die hier lebten. Wenn man früher hier umherging, konnte man ohne Probleme in wenigen Minuten zehn Fasane und Rebhühner aufscheuchen. Früher waren die Wiesen um diese Zeit voller Kiebitze und Frösche – auch die sind alle weg.

Die Kolonien von Wiesenbrütern haben sich ja innerhalb der extrem nachhaltigen und intensiven Landwirtschaft zu Zeiten der DDR gebildet. Die ganze ökologische Vielfalt, die seit dem Jahr 2000 kontinuierlich abgenommen hat ist in der DDR entstanden. Es gab eine ausgewogene Mischung von Grünland, Viehbewirtschaftung und Ackerland. Die großen brachliegenden Flächen östlich des Königsgraben waren mal Äcker. Der LFV hat diese Flächen nicht bewirtschfaftet.

1993 waren hier die Wiesen voller Kiebitze. Dann hat der Naturpark verfügt, dass die Wiesen erst in der zweiten Juniwoche gemäht werden dürfen. Damit wollten sie die Wiesenbrüter schützen. Aber diese Vögel brüten nicht in hohem Gras, sie wollen ihre Feinde sehen können. Die Einheimischen haben den Rangern, die hier aufpassen, gesagt, dass so die Wiesenbrüter ausgerottet werden würden. „Ne, ne, wir machen das schon richtig“ – mit dem Effekt, dass jetzt die Wiesenbrüter, die Frösche, die Libellen und alles Getier weg sind. Dafür hat der Naturpark Geld vom Förderprogramm bekommen.
Wir hatten ein Vogelparadies. Hier kamen die Schulklassen her, um Vögel zu beobachten und aufzuschreiben.
Dafür dass die Bauern eine Wiese erst nach dem 15. Juni mähen dürfen, erhalten sie Ausgleichszahlungen aus Steuergeldern.


Landwirt Jens Schreinicke findet die Kiebitze heute aber auf jenen Wiesen, die nicht unter Naturschutz stehen, die er vor dem 15. Juni mäht und für die er keine Ausgleichszahlungen bekommt. Dort finden sich im Mai Hunderte von Kiebitzen ein, „zwischen den Rindern, wo Kuhscheisse und Heu herumliegt, – da sind die Kiebitze heute, weil sie da auch was zu Fressen finden! Auf den Wiesen, die grossflächig ungemäht bleiben, sind die Wiesenbrüter weg.“
Thomas Träger: Die sind jetzt auf dem Golfplatz in Neubeeren!

Jens Schreinicke schlägt deshalb ein anderes Konzept vor:
„Es sollte geschützte Bereiche geben, wo der Bauer nicht vor dem 15. Juni – meinetwegen auch Streifen, wo er nicht vor dem 1.Juli drauf kann – also lauter Biotop-Flecken und um diese herum eine extensive Landwirtschaft – das nützt der Artenvielfalt am meisten.“

 

Zwanzig Jahre und Millionen Euro später…
Jens Schreinicke: Die entscheidende Frage ist, wie war der ökologische Zustand 1990 und wie ist er 2010. Was hat sich verbessert mit den Millionen, die da hineingepumpt wurden? Welche Massnahmen haben die Artenvielfalt eventuell sogar reduziert?

 

Mücken, Gnitzen, Bremsen

Tremsdorf
Thomas Träger: Die Pferde sind bei dem Mückenbefall nervös und schweißnass, rennen dauernd hin und her, weil sie ständig gestochen werden. So mussten die Pferde im vergangenen Jahr auch tagsüber in den Boxen stehen, weil die Mückenplager nicht mehr beherrschbar war:

Vier Mücken-Terminatoren stehen auf der Pferdeweide, zwei mit Gas betrieben, die verbrauchen pro Woche 50 Liter Gas. Ohne diese hatte man in den letzten fünf Jahren kein einziges Pferd mehr auf die Weide lassen können. Die Auffangbehälter der Terminatoren sind normalerweise nach einem Tag voll; im letzten Jahr waren diese schon nach 30 Minuten voll. Wir hätten also einen eigenen Angestellten gebraucht, der hier alle halbe Stunden die Mücken entsorgt.

 

Kieshofer Moor
Eine Folge der Vernässung, die die Anwohner des Kieshofer Moores mehr als alles andere einschrönkt, ist die Mücken- und Gnitzenplage. Sommers halte man es draussen überhaupt nicht mehr aus.

 

Gutachten
2011 erstellte die BIOM eine “Medizinisch-entomologische Risikoanalyse” im Auftrag der Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern.

In diesem Gutachten wird festgehalten: Temporär überstaute Ufer und Bodensenken “bieten Mücken, Gnitzen und Bremsen ideale Entwicklungsbedingungen, da ihre Larven im Wasser oder im feuchtgründigen Boden leben.”

Der Rückgang der Malaria in Nordeuropa sei schliesslich der Melioration und landwirtschaftlichen Nutzung der früheren Sümpfe zu verdanken. Deren Überträger, die Anophelesmücke ist hier weiter heimisch. Sie kann den Malaria- und andere Erreger, die über den Tourismus eingeschleppt werden, erneut in diesen neu vernässten Gebieten verbreiten. “Die Lebensqualität der Anwohner und die medizinische Vorraussicht zwingen dazu, bei der Renaturierung von Feuchtgebieten auch diesen Aspekt zu beachten und in der Landschaftsplanung zu berücksichtigen.”

Eine Vernässung bietet ganz andere Vermehrungsmöglichkeiten als ein offenes Gewässer, über das der Wind streicht und wo Fische oder Lurche die Mückenlarven jagen. Manche der Lästlinge sind gerade von den Wasserstandsschwankungen abhängig. Wiesenmücken legen ihre Eier auf vernässten Flächen ab, wenn diese vorübergehend trocken fallen.

 
Gnitzen
Für die Anwohner des Kieshofer Moores sind nicht die Stechmücken das Problem – gegen sie schützen Gazefenster oder auch Autan. Dagen haben sie bisher noch kein Mittel gefunden, sich der Gnitzen zu erwehren.
Gnitzen sind kaum 2mm gross, nicht hörbar und fast unsichtbar – aber ihr Stich ist schmerzhaft und hat oft schmerzhafte Quaddeln zur Folge.

Sie übertragen den Erreger der Blauzungenkrankheit und das Schmallenberg-Virus, das bei Rindern, Schafen und Ziegen Aborte verursacht und missgebildete Totgeburten. Vom Schmallenbergvirus waren in 2011 bereits 1.000 Betriebe betroffen.

Schlussfolgerung des Gutachtens: “Weit problematischer (als die Zunahme von Wiesenmücken) ist jedoch die Situation der Einwohner durch die massenhafte Zunahme der Gnitzen infolge der starken Vernässung der Wiesen und Grünflächen, sowie der Böden der Ortslage. (..) Gegen Gnitzen gibt es keine tatsächlich wirksamen Gegenmassnahmen außer der Verringerung der Bodenfeuchte in Wohn- und Wirtschaftsbereichen. Eine Abhilfe kann nur dadurch geschaffen werden, dass das Umfeld der Ortslage nachhaltig entwässert und die Bodenfeuchte deutlich verringert wird.

 

 

 

 

Seltene Vögel

Kieshofer Moor verliert seinen Seeadler
Noch heute werben staatliche Stellen mit dem dortigen Seeadlerhorst – doch der ist leer, weil der Wald, in dem er stand, abgestorben ist. Schleichende Vernässung über Jahre sollte das dortige Moor vergrössern.

 

Störche finden im Schilf keine Nahrung
Thomas Traeger: Sie können sich heute nicht mehr vorstellen, was sich da noch vor ein paar Jahren getummelt hat: Frösche, Aale – sie kamen aus dem Königsgraben – wenn ich da gemäht habe, kamen 20 Störche, sogar zwei Schwarzstörche waren dabei.

Jetzt findet sich hier kein einziger Frosch mehr – es gibt keine Nahrung in dem Stinkewasser. Wir hatten hier drei verschiedene Arten von Fröschen – alles weg!
Das Storchenpaar von Tremsdorf schmeisst jedes Jahr ein oder zwei der Jungen aus dem Nest – letztes Jahr haben sie alle rausgeschmissen! Der Naturpark schreibt dann auf das Schild eine Null – als hätten die Störche gar nicht gebrütet, – wir aber heben die Leichen auf und sehen, was wirklich passiert war.
Das einzige was in dem fauligen Wasser gedeiht sind Fliegen, Mücken und Bremsen.

Thomas Träger wohnt neben dem Storchennest und kommentiert die Eintragungen des Fördervereins zum Jahr 2006: Von wegen „0“ – 3 Junge waren es, und alle wurden von den Eltern aus dem Nest geschmissen.
2009 waren 4 Junge im Nest und 2 warfen sie raus, 2010 waren es 3 und einer musste gehen, 2011 haben sie alle 3 getötet. Die Leichen liegen dann hier neben dem Kalender.

 

Käuzchen
Bei Trägers wohnte eine Schleiereule, dann siedelte sich vor zwei Jahren ein Käuzchen an. Deshalb hatten sie nichts dagegeen, dass der Förderverein auf den Hof der Trägers sechs Niströhren mit Käuzchen platziert. Bis auf eines und und das alte Käuzschen sind alle zu Grunde gegangen. Sie fanden keine Nahrung.

 

 

Eisvogel
Thomas Traeger: Am Königsgraben bei der Tremsdorfer Brücke gab es ein Eisvogelpärchen (Alcedo atthis), ein weiteres 800 Meter weiter oben und eins 500 Meter weiter unten am Graben. Trägers Kinder sassen am Königsgraben und haben den anderen Dorfkindern beim Fischen zugeschaut (Aale, Forellen, Hechte und Krebse) und schauten den Eisfischern zu, den Libellen und Fröschen. Innert weniger Jahre sind all diese Tiere verschwunden, denn in dem gestauten Wasser ist kein Leben mehr, es ist tot, eine stinkende Brühe.


Foto: An diesem Graben nisteten drei Eisvogelpaare

“Wenn Matthias Freude den Rückgang des Eisvogels beklagt, sollte er vielleicht bedenken, dass der eine Uferböschung zum Brüten braucht. Was aber, wenn alle Gräben randvoll sind…?” fragt Otto Kurth, Vorsitzender des Hegerings Zollbrücke in der MOZ.