Boden
Rita von Feilitzsch, Ingenieurin für Landtechnik: Flächen, wo vorher Acker war, wo Kraniche und Wiesenbrüter Futter fanden, liess der LFV NNN zu „Trockenrasen“ verkommen. Damit ist die Bodendeckung nicht mehr ausreichend. Auch ist nicht mehr genug Wurzelmasse da, die das Wasser einen Moment halten könnte, es gibt nicht ausreichend abgestorbene Pflanzen, die das Bodenleben ernähren und für Humus sorgen könnten.
Mangels Bodendeckung werden die leichteren Humusteile abgeweht: Bodenerosion.
Wir reden von Klimawandel und wir leisten uns den Luxus, Ackerland verkommen zu lassen, nicht nur das, wir machen den Acker systematisch unbrauchbar. Ein schweren Boden, den dreht man um, der wird immer wieder Ertrag bringen – ein leichter Boden, der ist tot.
Durch die sozialistische Landwirtschaft fehlt uns hier eine Bauerngeneration – in Niedersachsen könnten sie das nicht machen: Da würde der Bauer sie vom Hof jagen. Generationen einer Familie lebten von diesem Land. Während hier alles kollektiviert war, haben die alten Besitzer längst einen anderen Beruf gewählt. Nach der Wende bekamen sie das Land zurück, hatten aber keinen Bindung mehr daran. Sie hatten sich nie von dieser Scholle ernähren müssen.
Jens Schreinicke bewirtschaftet 40 ha auf den Ungeheuerwiesen; 18 ha davon sollen vernässt werden. Heute beobachtet er, wie dort die Grasnarbe verfault, nur noch vereinzelt Seggen spriessen. Die nassen Stellen werden kahl mit einer fauligen Schlammschicht obendrauf.
Als Ausgleich könnte ihm der Förderverein andere Flächen verpachten, er würde also entschädigt. So werden Landwirte gegeneinander ausgespielt, indem der Förderverein beispielsweise dem Kleinen sagt: Du kriegst hier noch 50 ha Grünland dazu – was hältst du davon? Und die 50 ha nimmt man dem Grossen weg…
Der Förderverein behauptet, Vorkaufsrecht auf allen Ländereien zu haben, die im Naturschutzpark liegen. Theoretisch kann man ihn bei einem Kauf überbieten. Der Förderverein hat aber vermutlich keine finanziellen Grenzen, wie jemand, der wirtschaftlich rechnen muss. Man fragt sich, ob die Bodenkäufe mit Steuermitteln durch den Förderverein überhaupt kontrolliert oder begrenzt werden.
Ungeheuerwiesen Foto: Andreas Wicklein
Naturschutzfachlich macht es nämlich keinen Sinn, immer weiter Steuergelder für Landkäufe auszugeben, weil die Bewirtschaftung all dieser Flächen sowieso einer Naturschutzverordnung unterliegen: Auf dem einen Flurstück darf ich auch nichts anderes machen, als auf dem daneben liegenden Flurstück, auch wenn das nicht dem Verein gehört.
Jens Schreinicke stört diese Vorgehensweise und ihn stört, dass man hier Jahrhunderte altes Kulturland vernichten will: Ich verstehe, dass Niedermoore geschützt werden sollen und dass wir Bauern uns auf ein Umdenken einstellen müssen.
Ungeheuerwiesen Foto: Jens Schreinicke
Aber es kann nicht heissen, dass man ganze Gebiete volllaufen lässt wie eine Badewanne, das ist nicht Moorschutz, sondern eine Sumpflandschaft.
Wir Landwirte wollen, dass die restlich verbliebene Kulturlandschaft mit dem landwirtschaftlichen Charakter erhalten wird.